Donnerstag, 17. Januar 2013

Perutrip 2012

Perutrip 2012

Touristenameisenhaufen - Macchu Picchu
Nach einer langen und arbeitsreichen Sommersaison wollten mein Bruder Chris und Ich uns wieder für gewisse Zeit aus dem Staub machen um ein bisschen abzuschalten und natürlich zu Kajaken. Bei meinem letzten Trip in Neuseeland lernte ich Matt, einen jungen Kajaker aus Wales, kennen, der darauf hin gleich die Sommersaison bei uns arbeitete. Auch er war motiviert für ein bisschen Kajakaction. Monatelang änderten sich unsere Vorstellungen, wohin denn die Reise hingehen sollte, fast täglich. Zufällig kam im Sommer auch noch der peruanische Raftguru Willie zu uns, der wie sich später herausstellte Matt schon von Nepal kannte. Nach einer kleinen Reunion in der Weltmetropole Johnsbach, verbrachte er auch sogleich einige Monate bei uns in Österreich. Die Welt ist halt doch ein Dorf, in diesem Fall eines mit ca. 110 Einwohnern. Schnell war klar, heuer geht’s mit Willie zusammen nach Peru. Da wir aber auch Chile nicht missen wollten, entschlossen wir uns auch noch ein Monat Chile dranzuhängen, man gönnt sich ja sonst nichts. Aus einer vorerst 4-köpfigen Crew, wurden schnell 7, oder vl 6 ½ (sorry Cati ;)). Meine Freundin Cati, unser Kajaklehrer Bernie und ein Freund von Matt names Andrew entschlossen sich uns zu begleiten. Am 18.10 war es dann so weit. Alles lief glatt und wir landeten trotz verschiedenen Abflugländern alle gemeinsam in Cusco in Peru.
Aller Anfang war schwer, so dauerte es eine Weile bis sich die große Gruppe mit so vielen unterschiedlichen Interessen endlich einig wurde was genau am Programm stehen sollte. Schwierig auch, weil die meisten Trips Multidays waren und oft im sehr sportlichen Bereich. Wir brauchten für den Anfang jedoch etwas das mittelschwer sein sollte da nicht alle so sattelfest im Boot saßen und auch mit dem Raft befahren werden konnte.


Gefangen im Tambopata-Dschungel: Kampf gegen Mosquitos, Flachwasser und den eigenen Vogel im Kopf


Willie empfahl uns den 10-Tages-Multiday Tambopata, ein Trip durch den Dschungel Perus mit Wildwasser III-IV. Nach anfänglichem Zögern entschlossen wir uns den Trip zu machen. Vorher hatten wir noch ein kleines Warmpaddeln am Urumbamba (WW III-IV) bevor wir die 28-stündige Anfahrt zum Dschungel antraten. Die Anfahrt war – interessant – großteils auf der Ladefläche eines LKW´s über einen 5000 Meter Pass inkl. Ziegelladen und Zementsacktragen zwischendurch bis zu unserer ersten Gringo-Schmiergeld-Steuer bei einem korrupten Polizistenschw…indler.
  
so ungemütlich wars gar nicht :) 


 Die Anfahrt war schon anstrengend, vor allem wurden wir um 2 Uhr morgens einfach im Dschungel rausgeschmissen, die erste Nacht war also eher ungemütlich. Tja, da hatten wir ja noch keine Ahnung … Geplagt von den ersten Mosquitos am Morgen brachen wir schließlich auf. Der erste Tag war OK, Wildwasser bis Stufe III und schöne Umgebung. Das Tragen der kurzen Hose am ersten Tag machte sich gleich bemerkbar und so sahen meine Füße nach wenigen Stunden aus wie ein Ribiselkuchen und schwollen ungefähr aufs doppelte an – na toll.


 Am zweiten Tag hatten wir am Nachmittag endlich richtiges Wildwasser, und es schien nicht aufzuhören.  Anscheinend hatten wir satt Wasser und die Rapids kamen einer nach dem anderen daher. Vergleichbar mit Kummerbrücke bei ordentlich Wasser und gutem Gefälle. Wir erwischten sehr spät bei Dunkelheit (ca. gegen halb 6 abends) einen Spot zum Schlafen.
 
 Non-Stopp Bigwater am Tag 2, Chri im ersten der so genannten "5 Monsters"


Galamenü - unser Huhn musste am 2. Tag dran glauben
Motiviert auf das was noch kommen sollte starteten wir am nächsten Morgen. Aber – es kam nichts, und nichts, und wieder nichts. Trotz der wirklich schönen Dschungellandschaft warteten wir Tag für Tag auf ein bisschen Wildwasser. Der frühe Optimismus legte sich auch bei jedem früher oder später. Denn 8 Stunden auf WW 1 paddeln kann man sich irgendwann nicht mehr schön reden. Einige Ungereimtheiten in der Gruppe, teilweise durch Krankheiten oder die Milliarden Mosquitos die einem ständig im Gesicht schwirrten, machten sich langsam breit und ließen die Stimmung sinken.
Das ganze fühlte sich nicht wirklich an wie Urlaub, und der Dschungelvirus zerrte an unseren Nervensträngen. Im Nachhinein wohl das herausfordernste Wutbewältigungsseminar, das die meisten von uns gemacht hatten. Denn wenn du dort unterwegs bist, hast du keine andere Wahl als durchzubeißen und zum Ende zu paddeln. Es gibt keine Straße, keinen Weg oder irgendeine Möglichkeit abzubrechen. Nach 8 Tagen erreichten wir endlich die Zivilisation, nahmen 6 Stunden ein Motorboot um die letzen 200 KM (ungefähr) Flachwasser von den glaube ich 600 KM Gesamtkilometern über die Bühne zu bringen. Ausgeschlaucht und ziemlich fertig nahmen wir ein 10 Stunden langes Taxi zurück nach Cusco. Andrew, Matt´s Freund aus Wales packte nach einem großen Theater sogleich seine Koffer und brach die Reise ab. Wir chillten ein paar Tage im Hostel und fanden nach einigen Tage und einer großen Aussprache wieder alle zusammen – Gott sei Dank. Nach vielen Planänderungen war klar, wir mussten doch noch auf den Apurimac damit sich der Peru Trip zumindest ein bisschen für uns auszahlt.
immer noch mit Smile am vorletzten Tag im Dschungel

Rio Apurimac - Wildwasser vom Feinsten


Matti booft um sein Leben in der ersten 5er Stelle des Black Canyon.
Das Loch ist deutlich größer als es aussieht und vor allem seicht...
Auch Willie war trotz eines traurigen Familienunglücks mit dabei mit seinem Raft. Auf seinem „Hausbach“ hatte er auch noch 3 motivierte Amerikaner mit dabei, die neben Cati Platz im Raft fanden. Willie war der erste der den Black Canyon, die Sektion über der Commercial Section, mit dem Raft befahren hatte. Außerdem war in einem Safety-Raft noch der Peruaner Victor mit von der Partie. Bernie, Chris, Matt und ich im Kajak. Auch der Apurimac war, wie der Tambopata,  ziemlich braun, manchmal sogar richtig dunkelrot durch einige Regenfälle in den Vortagen. Wenn man Glück hat ist das Wasser blau und glasklar. 

Camplife am Apurimac, geniale Campspots
Der Apurimac war endlich das auf was wir gewartet hatten. Non-Stop-Action mit endlosen Katarakten, Schwällen und traumhaften Landschaften und Schluchten. Ein sehr wuchtiger, teilweise auch sehr gefährlicher Fluss. Vergleichbar mit Teufelsschlucht bei viel Wasser – nur größer. Die 5er Stellen haben es in sich – Linie treffen oder in einem der vielzähligen grausligen Syphone sein Glück probiern. Vor allem bei unserem Wasserstand extrem sportlich, aber alles umtragbar. 
die Stelle danach sollte man besser umtragen ... 


Ganze 5 Tage waren wir am Fluss unterwegs, und an jedem Abend beim Lagerfeuer blickten wir auf traumhaftes Wildwasser zurück – so schön kann es sein. Zwar gab es auch ein paar Mosquitos, aber nicht so viele wie im Dschungel… 

Matt in der Ausfahrt zu Portage (V)
Willie brach sich am zweiten Tag die Rippe, als eine fette Walze das Raft stoppte und ihm das Ruder seiner Ruderanlage in die Rippe gestoßen wurde – natürlich zurück ins Loch inkl. schönem Tauchgang. Schöne Walze … hatte eine kleine Surfsession darin … Trotzdem biss Willie durch und beendete den Trip. War sicher nicht das letzte mal für mich auf einem der schönsten Flüsse die ich bis jetzt gefahren bin, nächstes Mal dann inklusive der Upper Upper Section (2 Tage WW4-5) und eventuell dem Abyss Canyon (8 Tage WW 5 – tja, schauma mal gel…^^).

Victor haut sich die letzte 5er Stelle runter. Beim Rapid davor (auch V) verlor Willie sein Raft,
Victor und Ich (ich mit runtergekrämpelten Trockenanzug - super) mussten nachfahren / schwimmen und das Raft spontan zurückflippen und schafften es gerade noch ins Kehr davor. Knappe Sache, sonnst wären wir die Stelle auf dem Bild geschwommen ... gleich nach der Walze kommt ein Syphon.  Ein Gear-raft zurückzuflippen ist gar nicht so einfach ... 

Nach dem Apurimac ging es Richtung Chile, über 4000 Kilometer mit 4 Kajaks und mit dem öffentlichen Bussen – tolle Idee ... 

Tipps und Fazit von Peru:

1) Fahr dort mit Leuten hin die alle das gleiche wollen – vorzüglich schwere, anstrengende Multidays im Neuseeland-Style (=Syphonausweichsfahrten)
2) Organisier dich vorher richtig über die Trips
3) Logistik ist das Schwierigste. Am besten ein Auto mieten in Cusco oder Lima
4) Kübelweise Mosquitospray mitbringen
5) zahl nicht mehr als 100 Dollar für den Macchu Picchu
6) Party in Cusco muss sein – Everyday Saturday
7) Lern zu verhandeln, oder du bist eine arme Sau
8) Spezialtipp: Fahr mit einem Playboat auf den Tambopata

Chilebericht kommt bald!

Luki und Chris