Wir sind bereits seit 7 Monaten auf Achse. Wir waren in
Nepal, Indonesien und Neuseeland, welche fuer mich unbekannte Laender waren und
eigentlich noch sind: voller Geheimnisse und Wunder!. Unser naechstes Ziel wird
Russland sein. Da meine geliebte Frau aus diesem Land stammt, war ich schon des
oefteren dort, jedoch noch nie zum Bootfahren. Dieser Besuch sollte anders
werden, es sind zwei Wochen in der Altayregion zum Paddeln geplant.
Als wir am
Flughafen in Novosibirsk landeten und die ersten Atemzuege machten, spuerte ich
wie die kalte Luft durch die Luftroehre brannte und meine Lungenfluegel
aktivierte; ein angenehmes Kribbeln setzte sic him ganzen Koerper fort. Bilder
von einem perfekten Schwung mit dem Snowboard im meterhohem Tiefschnee britzten
mir durch den Kopf. Mir wurde bewusst, dass dies das erste Jahr in meinem Leben
sein würde, ohne Schnee unter meinen Füßen und mir wurde auch klar, dass wir
die kurzen Paddelklamotten erst gar nicht auspacken bräuchten. Meine Frau
beeindruckte es nur wenig. Sie sagte lediglich :” Добро пожаловать домой” und bedeutet: ''Willkommen Zuhause''.
Nach einer Woche in Novosibirsk, einigen Familienbesuchen
und oraganisatiorischen Aufgaben machten wir uns auf den
Weg ins Altay. Unser Ziel liegt ca. 770km entfernt, nahe der mongolischen
Grenze. Auf unserem Weg mussten wir noch
die ausgeborgten Boote aufsammeln,
ansonsten ging es elf Stunden ohne Unterbrechung durch: eine sightseeingtour durch die laendliche Gegend
Russlands per Auto . Die Autofahrt war im Flug vergangen. Ich war
gespannt auf das Wildwasser, welches mir
meine Frau zeigen würde. Wir erreichten unser Ziel, den Ausstieg der unteren
Majoyschlucht, um Mitternacht. Das Zelt war schnell aufgestellt (übung macht den Meister) und nach einem warmen Tee kuschelten wir uns schon in den warmen Schlafsack, um am naechsten
Tag frisch fuer den Chuya zu sein. Als ich am naechsten Morgen den
Reisverschluss der Zelttuere oeffnete, fanden wir uns umrahmt von einer herrlichen Kulisse. Die Berge waren
noch etwas mit Schnee bedeckt, der Himmel blau, die Sonne strahlte uns ins Gesicht und
die Luft war klar und rein, das schoenste Fruehlingserwachen. Ich war erstaunt, wie viele
Wildwasserliebhaber sich auf diesem Schlafplatz aufhielten. Ich konnte Rafts,
Katermarane, Outsides und natuerliche jede Menge Kajaks entdecken. Ich hatte
immer gedacht, dass es im Altay nur eine Handvoll von Paddlern gibt, dem wurde
ich jetzt eines Besseren belehrt. Der Grund, weshalb sich so viel am Chuya sammeln, ist, dass dies der Fluss im Altay ist mit den
zugaenglichsten Ein- und Ausstiegen. Das Fruehstueck fiel ueppig aus. Die Boote
wurden noch gefittet und der gemuetliche Morgen wandelte sich zu einem
bewegten Tag. Der Grossteil der Paddler machte sich auf zum Einstieg, so auch
wir. Wir rutschten ueber die Boeschung ins Wasser und konnte die ersten
Paddelschlaege im russischen Wildwasser setzen. Es ist genau so nass wie in
anderen Laendern jedoch die Temperaturen sind nahe dem Gefrierpunkt, warme
Paddelpfoetchen waeren jetzt ganz angenehm.
Die Majoischlucht laesst sich in Zwei teilen. Der obere
Teil ist ca. 14km lang und bietet nach einem kurzem Warmpaddeln Wildwasser der
extra Klasse. Es gibt staendig etwas zu
tun. Die Schwierigkeit sind meist im
WW3+ Bereich, einige Stellen bieten schoene WW4+ . Wenn man einen Vergleich in
den Alpen sucht, findet man ihn wohl am ehesten in der
oberen & unteren mit Abschnitten in der mittleren Oetz.
Der untere Teil ist einiges steiler, dadurch
stieg der Schwierigkeitsgrad an und die Wasserwucht nahm deutlich zu. Die
richtigen Linien treffen ist angesagt, ansonsten wirds ein ungewolltes
Rodeo Programm, denn Walzen und Ruecklaufe erreichten die Groesse von Kleinbussen. Die geniale
Begleitung Vasiliy Chesnokov und das Flowgefuehl ließen diesen
Flussabschnitt mit 11Katarakten, WW5 im Drop and Pool Style, wie im Flug
vergehen. Am Ausstieg angekommen, bemerkten wir erst, dass wir vier Stunden auf dem
Wasser waren. Lagerfeuer, Tee
und Essen!. Der Austausch von Paddleranekdoten hielt bis spaet in
die Nacht an. Der naechste Tag startete mit einem sehr ausgedehnten Fruehstueck, sodass wir erst
gegen 14:00 am Einstieg fuer den unteren Abschnitt der Majoischlucht waren. Die
warmen Nacht- und Tagestemperaturen sorgten für
einen deutlichen Anstieg des Wasserstands. Die ohnehin anspruchsvolle Strecke steigerte sich nochmals in den
Schwierigkeiten. Das Adrenalin jagte durchs
Blut, beschleunigte den Herzschlag, denn ein
Besichtigen gab es nicht mehr, obwohl sich die Stromschnellen durch die Wasserstandsveraenderung
veraendert hatten. Die Linien waren zwar alle gleich, aber die Dimensionen
waren noch eindrucksvoller als am Tag zuvor. «WOW, das war mal ein Megaritt!!!».
Da die Wasserstaende staendig weiter stiegen, beschlossen wir
den kommenden Tag am oberen Baskhaus zu verbringen, welcher eine schoene Strecke sein sollte. Der Baskhaus liegt NUR 2 ½
Stunden entfernt und ist bekannt durch seine Multidaytripsection. Diese ist
jedoch erst nach der Schneeschmelze zu befahren, da sonst der Wasserstand zu
hoch ist. Die Anfahrt fuehrte uns ueber Schotterstrassen auf einen Pass, von dem wir die
Weite Sibiriens nur erahnen konnten. Der Fluss selbst bot uns eine
wunderschoene WW3+ Schlucht.. Das teefarbene Wasser stürzte in Schmelzwasserfaelle, umspielte Lawinenkegel und rieige Eisschollen. Der naechste Tag
fuehrte uns in die Hoehen der Aktru Berge. Wir arbeiteten uns zum Basislager
vom Aktru, ein 4100m hoher Gletscher, vor. Der Weg dort hin war nicht enifach
zu finden. Die Strassen fuehrten ueber ewige Feldwege; die sich immer
wieder teilten. Wir parkten das Auto am Fusse der Berges. Der Wanderweg fuehrte
uns 3h entlang einer russischen Forststrasse. Fuer mich war es unvorstellbar; wie auf dieser
Strasse irgendwelche
Fahrzeuge fahren koennten. Es war lediglich ein Schneisse in den Wald geschlagen, die mit grossen
Steinen und den uebrigeblibenen Baumstumpen durchsetzt ist. Svetlana hat mir das so erklaert: «Wir in Russland
bauen keine Strassen, sondern Autos».
Auf dem Weg zurueck war es mir vergoennt so eine Fahrt in einem 6WD am
eigenen Leibe mitzuerleben.
Diesen Tag ließen wir mit einem
Besuch in einer BANJA (eine extreme heisse russische Sauna, in der man mit
einer Birkenrute angenehm gegeiselt wird) ausklingen.
Die Temperauturen sanken in der Nacht unter den Gefrierpunkt
und wir staunten am naechsten Morgen nicht schlecht als das gesamte Camp mit
Schnee bedeckt war. Wir suchten sofort einen Internetzugang mit dem Handy, um die
Wettervorhersage einzusehen. Diese war mit Temperaturen zwischen 0 bis -5 Grad
in der naechsten Woche nicht gerade rosig. Woraufhin wir beschlossen, unsere Zelte
abzubauen und zurueck nach Novosibirsk zu fahren.
Das Kajaken, die Natur und die Moeglichkeiten im Altay
sind wirklich ein Hammer und ich kann das jedem und jeder nur empfaehlen, der/die die Moeglichkeit dazu hat. Wir kommen bestimmt wieder!