Sonntag, 2. Dezember 2012

Following the Summer “Russland”


Wir sind bereits seit 7 Monaten auf Achse. Wir waren in Nepal, Indonesien und Neuseeland, welche fuer mich unbekannte Laender waren und eigentlich noch sind: voller Geheimnisse und Wunder!. Unser naechstes Ziel wird Russland sein. Da meine geliebte Frau aus diesem Land stammt, war ich schon des oefteren dort, jedoch noch nie zum Bootfahren. Dieser Besuch sollte anders werden, es sind zwei Wochen in der Altayregion zum Paddeln geplant.

 
 
Als wir  am Flughafen in Novosibirsk landeten und die ersten Atemzuege machten, spuerte ich wie die kalte Luft durch die Luftroehre brannte und meine Lungenfluegel aktivierte; ein angenehmes Kribbeln setzte sic him ganzen Koerper fort. Bilder von einem perfekten Schwung mit dem Snowboard im meterhohem Tiefschnee britzten mir durch den Kopf. Mir wurde bewusst, dass dies das erste Jahr in meinem Leben sein würde, ohne Schnee unter meinen Füßen und mir wurde auch klar, dass wir die kurzen Paddelklamotten erst gar nicht auspacken bräuchten. Meine Frau beeindruckte es nur wenig. Sie sagte lediglich :” Добро пожаловать домой und bedeutet: ''Willkommen Zuhause''.

 
 
Nach einer Woche in Novosibirsk, einigen Familienbesuchen und oraganisatiorischen Aufgaben machten wir uns auf den Weg ins Altay. Unser Ziel liegt ca. 770km entfernt, nahe der mongolischen Grenze. Auf unserem Weg  mussten wir noch die ausgeborgten Boote aufsammeln,  ansonsten ging es elf Stunden ohne Unterbrechung durch: eine sightseeingtour durch die laendliche Gegend Russlands per Auto . Die Autofahrt war im Flug vergangen. Ich war gespannt  auf das Wildwasser, welches mir meine Frau zeigen würde. Wir erreichten unser Ziel, den Ausstieg der unteren Majoyschlucht, um Mitternacht. Das Zelt war schnell aufgestellt (übung macht den Meister) und nach einem warmen Tee kuschelten wir uns schon in den warmen Schlafsack, um am naechsten Tag frisch fuer den Chuya zu sein. Als ich am naechsten Morgen den Reisverschluss der Zelttuere oeffnete,  fanden wir uns umrahmt von einer herrlichen Kulisse. Die Berge waren noch etwas mit Schnee bedeckt, der Himmel blau, die Sonne  strahlte uns ins Gesicht und die Luft war klar und rein, das schoenste Fruehlingserwachen. Ich war erstaunt, wie viele Wildwasserliebhaber sich auf diesem Schlafplatz aufhielten. Ich konnte Rafts, Katermarane, Outsides und natuerliche jede Menge Kajaks entdecken. Ich hatte immer gedacht, dass es im Altay nur eine Handvoll von Paddlern gibt, dem wurde ich jetzt eines Besseren belehrt. Der Grund, weshalb sich so viel am Chuya sammeln, ist,  dass dies der Fluss im Altay ist mit den zugaenglichsten Ein- und Ausstiegen. Das Fruehstueck fiel ueppig aus. Die Boote wurden noch gefittet und der gemuetliche Morgen wandelte sich zu einem bewegten Tag. Der Grossteil der Paddler machte sich auf zum Einstieg, so auch wir. Wir rutschten ueber die Boeschung ins Wasser und konnte die ersten Paddelschlaege im russischen Wildwasser setzen. Es ist genau so nass wie in anderen Laendern jedoch die Temperaturen sind nahe dem Gefrierpunkt, warme Paddelpfoetchen waeren jetzt ganz angenehm.

 
 
Die Majoischlucht laesst sich in Zwei teilen. Der obere Teil ist ca. 14km lang und bietet nach einem kurzem Warmpaddeln Wildwasser der extra Klasse. Es  gibt staendig etwas zu tun.  Die Schwierigkeit sind meist im WW3+ Bereich, einige Stellen bieten schoene WW4+ . Wenn man einen Vergleich in den Alpen sucht, findet man ihn wohl am ehesten in der oberen & unteren mit Abschnitten in der mittleren  Oetz.


Der untere Teil ist einiges steiler, dadurch stieg der Schwierigkeitsgrad an und die Wasserwucht nahm deutlich zu. Die richtigen Linien treffen ist angesagt, ansonsten wirds ein ungewolltes Rodeo Programm, denn Walzen und Ruecklaufe erreichten die Groesse von Kleinbussen. Die geniale Begleitung Vasiliy Chesnokov und das Flowgefuehl ließen diesen Flussabschnitt mit 11Katarakten, WW5 im Drop and Pool Style, wie im Flug vergehen. Am Ausstieg angekommen, bemerkten wir erst, dass wir vier Stunden auf dem Wasser waren. Lagerfeuer, Tee und Essen!. Der Austausch von Paddleranekdoten hielt bis spaet in die Nacht an. Der naechste Tag startete mit einem sehr ausgedehnten Fruehstueck, sodass wir erst gegen 14:00 am Einstieg fuer den unteren Abschnitt der Majoischlucht waren. Die warmen Nacht- und Tagestemperaturen sorgten für einen deutlichen Anstieg des Wasserstands. Die ohnehin anspruchsvolle Strecke steigerte sich nochmals in den Schwierigkeiten. Das Adrenalin jagte durchs Blut, beschleunigte den Herzschlag, denn ein Besichtigen gab es nicht mehr, obwohl sich die Stromschnellen durch die Wasserstandsveraenderung veraendert hatten. Die Linien waren zwar alle gleich, aber die Dimensionen waren noch eindrucksvoller als am Tag zuvor. «WOW, das war mal ein Megaritt!!!».

 
 
Da die Wasserstaende staendig weiter stiegen, beschlossen wir den kommenden Tag am oberen Baskhaus zu verbringen, welcher  eine schoene Strecke sein sollte. Der Baskhaus liegt NUR 2 ½ Stunden entfernt und ist bekannt durch seine Multidaytripsection. Diese ist jedoch erst nach der Schneeschmelze zu befahren, da sonst der Wasserstand zu hoch ist. Die Anfahrt fuehrte uns ueber Schotterstrassen auf einen Pass, von dem wir die Weite Sibiriens nur erahnen konnten. Der Fluss selbst bot uns eine wunderschoene WW3+ Schlucht.. Das teefarbene Wasser stürzte in Schmelzwasserfaelle, umspielte Lawinenkegel und rieige Eisschollen. Der naechste Tag fuehrte uns in die Hoehen der Aktru Berge. Wir arbeiteten uns zum Basislager vom Aktru, ein 4100m hoher Gletscher, vor. Der Weg dort hin war nicht enifach zu finden. Die Strassen fuehrten ueber ewige Feldwege; die sich immer wieder teilten. Wir parkten das Auto am Fusse der Berges. Der Wanderweg fuehrte uns 3h entlang einer russischen Forststrasse. Fuer mich war es unvorstellbar; wie auf dieser Strasse  irgendwelche Fahrzeuge fahren koennten. Es war lediglich ein Schneisse in den Wald geschlagen, die mit grossen Steinen und den uebrigeblibenen Baumstumpen durchsetzt ist. Svetlana  hat mir das so erklaert: «Wir in Russland bauen keine Strassen, sondern Autos».  Auf dem Weg zurueck war es mir vergoennt so eine Fahrt in einem 6WD am eigenen Leibe mitzuerleben.

 
 
Diesen Tag ließen wir mit einem Besuch in einer BANJA (eine extreme heisse russische Sauna, in der man mit einer Birkenrute angenehm gegeiselt wird) ausklingen.
Die Temperauturen sanken in der Nacht unter den Gefrierpunkt und wir staunten am naechsten Morgen nicht schlecht als das gesamte Camp mit Schnee bedeckt war. Wir suchten sofort einen Internetzugang mit dem Handy, um die Wettervorhersage einzusehen. Diese war mit Temperaturen zwischen 0 bis -5 Grad in der naechsten Woche nicht gerade rosig. Woraufhin wir beschlossen, unsere Zelte abzubauen und zurueck nach Novosibirsk zu fahren.
Das Kajaken, die Natur und die Moeglichkeiten im Altay sind wirklich ein Hammer und ich kann das jedem und jeder nur empfaehlen, der/die die Moeglichkeit dazu hat. Wir kommen bestimmt wieder!