Perutrip 2012
Touristenameisenhaufen - Macchu Picchu |
Nach einer langen und arbeitsreichen Sommersaison wollten
mein Bruder Chris und Ich uns wieder für gewisse Zeit aus dem Staub machen um
ein bisschen abzuschalten und natürlich zu Kajaken. Bei meinem letzten Trip in
Neuseeland lernte ich Matt, einen jungen Kajaker aus Wales, kennen, der darauf
hin gleich die Sommersaison bei uns arbeitete. Auch er war motiviert für ein
bisschen Kajakaction. Monatelang änderten sich unsere Vorstellungen, wohin denn
die Reise hingehen sollte, fast täglich. Zufällig kam im Sommer auch noch der
peruanische Raftguru Willie zu uns, der wie sich später herausstellte Matt
schon von Nepal kannte. Nach einer kleinen Reunion in der Weltmetropole
Johnsbach, verbrachte er auch sogleich einige Monate bei uns in Österreich. Die
Welt ist halt doch ein Dorf, in diesem Fall eines mit ca. 110 Einwohnern.
Schnell war klar, heuer geht’s mit Willie zusammen nach Peru. Da wir aber auch
Chile nicht missen wollten, entschlossen wir uns auch noch ein Monat Chile
dranzuhängen, man gönnt sich ja sonst nichts. Aus einer vorerst 4-köpfigen
Crew, wurden schnell 7, oder vl 6 ½ (sorry Cati ;)). Meine Freundin Cati, unser
Kajaklehrer Bernie und ein Freund von Matt names Andrew entschlossen sich uns
zu begleiten. Am 18.10 war es dann so weit. Alles lief glatt und wir landeten
trotz verschiedenen Abflugländern alle gemeinsam in Cusco in Peru.
Aller Anfang war schwer, so dauerte es eine Weile bis sich die große Gruppe mit
so vielen unterschiedlichen Interessen endlich einig wurde was genau am
Programm stehen sollte. Schwierig auch, weil die meisten Trips Multidays waren
und oft im sehr sportlichen Bereich. Wir brauchten für den Anfang jedoch etwas
das mittelschwer sein sollte da nicht alle so sattelfest im Boot saßen und auch
mit dem Raft befahren werden konnte. Gefangen im Tambopata-Dschungel: Kampf gegen Mosquitos, Flachwasser und den eigenen Vogel im Kopf
Willie empfahl uns den 10-Tages-Multiday Tambopata, ein Trip
durch den Dschungel Perus mit Wildwasser III-IV. Nach anfänglichem Zögern
entschlossen wir uns den Trip zu machen. Vorher hatten wir noch ein kleines
Warmpaddeln am Urumbamba (WW III-IV) bevor wir die 28-stündige Anfahrt zum
Dschungel antraten. Die Anfahrt war – interessant – großteils auf der
Ladefläche eines LKW´s über einen 5000 Meter Pass inkl. Ziegelladen und
Zementsacktragen zwischendurch bis zu unserer ersten Gringo-Schmiergeld-Steuer
bei einem korrupten Polizistenschw…indler.
Die Anfahrt war schon anstrengend,
vor allem wurden wir um 2 Uhr morgens einfach im Dschungel rausgeschmissen, die
erste Nacht war also eher ungemütlich. Tja, da hatten wir ja noch keine Ahnung
… Geplagt von den ersten Mosquitos am Morgen brachen wir schließlich auf. Der
erste Tag war OK, Wildwasser bis Stufe III und schöne Umgebung. Das Tragen der
kurzen Hose am ersten Tag machte sich gleich bemerkbar und so sahen meine Füße
nach wenigen Stunden aus wie ein Ribiselkuchen und schwollen ungefähr aufs
doppelte an – na toll.
Am zweiten Tag hatten wir am Nachmittag endlich richtiges Wildwasser, und es schien nicht aufzuhören. Anscheinend hatten wir satt Wasser und die Rapids kamen einer nach dem anderen daher. Vergleichbar mit Kummerbrücke bei ordentlich Wasser und gutem Gefälle. Wir erwischten sehr spät bei Dunkelheit (ca. gegen halb 6 abends) einen Spot zum Schlafen.
so ungemütlich wars gar nicht :)
Am zweiten Tag hatten wir am Nachmittag endlich richtiges Wildwasser, und es schien nicht aufzuhören. Anscheinend hatten wir satt Wasser und die Rapids kamen einer nach dem anderen daher. Vergleichbar mit Kummerbrücke bei ordentlich Wasser und gutem Gefälle. Wir erwischten sehr spät bei Dunkelheit (ca. gegen halb 6 abends) einen Spot zum Schlafen.
Non-Stopp Bigwater am Tag 2, Chri im ersten der so genannten "5 Monsters"
Galamenü - unser Huhn musste am 2. Tag dran glauben |
Motiviert auf
das was noch kommen sollte starteten wir am nächsten Morgen. Aber – es kam
nichts, und nichts, und wieder nichts. Trotz der wirklich schönen
Dschungellandschaft warteten wir Tag für Tag auf ein bisschen Wildwasser. Der
frühe Optimismus legte sich auch bei jedem früher oder später. Denn 8 Stunden
auf WW 1 paddeln kann man sich irgendwann nicht mehr schön reden. Einige
Ungereimtheiten in der Gruppe, teilweise durch Krankheiten oder die Milliarden
Mosquitos die einem ständig im Gesicht schwirrten, machten sich langsam breit
und ließen die Stimmung sinken.
Das ganze fühlte sich nicht wirklich an wie Urlaub, und der Dschungelvirus
zerrte an unseren Nervensträngen. Im Nachhinein wohl das herausfordernste Wutbewältigungsseminar, das die meisten von uns gemacht hatten. Denn wenn du
dort unterwegs bist, hast du keine andere Wahl als durchzubeißen und zum Ende
zu paddeln. Es gibt keine Straße, keinen Weg oder irgendeine Möglichkeit
abzubrechen. Nach 8 Tagen erreichten wir endlich die Zivilisation, nahmen 6
Stunden ein Motorboot um die letzen 200 KM (ungefähr) Flachwasser von den
glaube ich 600 KM Gesamtkilometern über die Bühne zu bringen. Ausgeschlaucht
und ziemlich fertig nahmen wir ein 10 Stunden langes Taxi zurück nach Cusco.
Andrew, Matt´s Freund aus Wales packte nach einem großen Theater sogleich seine
Koffer und brach die Reise ab. Wir chillten ein paar Tage im Hostel und fanden
nach einigen Tage und einer großen Aussprache wieder alle zusammen – Gott sei
Dank. Nach vielen Planänderungen war klar, wir mussten doch noch auf den
Apurimac damit sich der Peru Trip zumindest ein bisschen für uns auszahlt. Rio Apurimac - Wildwasser vom Feinsten
Matti booft um sein Leben in der ersten 5er Stelle des Black Canyon. Das Loch ist deutlich größer als es aussieht und vor allem seicht... |
Auch Willie war trotz eines traurigen Familienunglücks mit
dabei mit seinem Raft. Auf seinem „Hausbach“ hatte er auch noch 3 motivierte
Amerikaner mit dabei, die neben Cati Platz im Raft fanden. Willie war der erste
der den Black Canyon, die Sektion über der Commercial Section, mit dem Raft
befahren hatte. Außerdem war in einem Safety-Raft noch der Peruaner Victor mit
von der Partie. Bernie, Chris, Matt und ich im Kajak. Auch der Apurimac war,
wie der Tambopata, ziemlich braun,
manchmal sogar richtig dunkelrot durch einige Regenfälle in den Vortagen. Wenn
man Glück hat ist das Wasser blau und glasklar.
Camplife am Apurimac, geniale Campspots |
Der Apurimac war endlich das
auf was wir gewartet hatten. Non-Stop-Action mit endlosen Katarakten, Schwällen
und traumhaften Landschaften und Schluchten. Ein sehr wuchtiger, teilweise auch
sehr gefährlicher Fluss. Vergleichbar mit Teufelsschlucht bei viel Wasser – nur
größer. Die 5er Stellen haben es in sich – Linie treffen oder in einem der
vielzähligen grausligen Syphone sein Glück probiern. Vor allem bei unserem
Wasserstand extrem sportlich, aber alles umtragbar.
die Stelle danach sollte man besser umtragen ... |
Ganze 5 Tage waren wir am
Fluss unterwegs, und an jedem Abend beim Lagerfeuer blickten wir auf
traumhaftes Wildwasser zurück – so schön kann es sein. Zwar gab es auch ein
paar Mosquitos, aber nicht so viele wie im Dschungel…
Matt in der Ausfahrt zu Portage (V) |
Nach dem Apurimac ging es Richtung Chile, über 4000 Kilometer mit 4 Kajaks und mit dem öffentlichen Bussen – tolle Idee ...
Tipps und Fazit von Peru:
1) Fahr dort mit Leuten hin die alle das gleiche wollen – vorzüglich schwere, anstrengende Multidays im Neuseeland-Style (=Syphonausweichsfahrten)2) Organisier dich vorher richtig über die Trips
3) Logistik ist das Schwierigste. Am besten ein Auto mieten in Cusco oder Lima
4) Kübelweise Mosquitospray mitbringen
5) zahl nicht mehr als 100 Dollar für den Macchu Picchu
6) Party in Cusco muss sein – Everyday Saturday
7) Lern zu verhandeln, oder du bist eine arme Sau
8) Spezialtipp: Fahr mit einem Playboat auf den Tambopata
Chilebericht kommt bald!
Luki und Chris